hero image

„Dann bekommt man auch schnell diejenigen, die Bock haben zu pfeifen“

01. October 2025

Als neuer Leiter des J-Pools hat Tristan Paus schnell Bewegung in die Nachwuchsschiedsrichter-Szene im Hockeyverband Baden-Württemberg gebracht. Im Interview äußert sich der 23-Jährige, der seit einem Jahr auch Bundesliga-Schiedsrichter ist, über erste Erfolge und weitere Pläne im Rahmen des neuen Konzepts „HBW Schiri AHEAD“.

Tristan Paus lernte beim SC Frankfurt 80 das Hockeyspielen, wechselte in der U18 zur TGS Vorwärts Frankfurt und kam dann des Studiums wegen vor fünf Jahren nach Karlsruhe, wo er sich dem Karlsruher TV anschloss. Tristan hat mit 15 Jahren angefangen, regelmäßig zu pfeifen. 2018 schaffte er den Sprung in den DHB-Nachwuchskader, seit der Hallensaison 2024/25 hat er die Bundesligalizenz erlangt und kommt in der 1.BL Damen inzwischen regelmäßig zum Einsatz.

 

Tristan, von einer „gigantischen Leistung“ spricht HBW-Jugendleiter Daniel Weißer, dass sämtliche Feld-Endrundenspiele 2025 der Jugend-Regionalligen mit vereinsneutralen/namentlichen Nachwuchsschiedsrichtern besetzt werden konnten. Wie ist Dir das gelungen?

 

Ich habe mein Amt ja erst Ende Juni übernommen und gleich damit begonnen, den kaum noch existenten J-Pool zu reaktivieren, also zu schauen, wer noch Interesse daran hat und wer nicht, und wer Lust hat, bei einer Endrunde zu pfeifen. Parallel dazu lief im Juli eine Schiedsrichtersichtung beim Landesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“. Da konnte ich auch gleich einige mit in den J-Pool aufnehmen. Das alles hat dazu geführt, dass wir Ende September erstaunlicherweise alle Landesmeister-Endrundenspiele besetzen und die Spiele größtenteils sogar mit einem SR-Beobachter bestücken konnten. Etwas, was in den letzten Jahren gar nicht mehr geklappt hat.

 

Wie hast Du es angestellt, so schnell neue Schwung in den Nachwuchsschiedsrichterbereich zu bringen?

 

Wenn man die richtigen Leute trifft, dann bekommt man meiner Erfahrung nach auch schnell diejenigen, die Bock haben zu pfeifen. Wie schon erwähnt, war das JtfO-Landesfinale ein wichtiger Schritt. Ich hatte per Rundschreiben alle Schiedsrichterobleute der HBW-Vereine gebeten, Kandidaten für das Schulhockeyturnier zu melden. Vorort habe ich dann die anwesenden Nachwuchsschiris gefragt, wer Interesse hat am J-Pool hat, und der überwiegende Teil hat gesagt, dass sie da mitmachen wollen. Mit entsprechender Werbung und Begleitung geht es also. Aber natürlich suchen wir immer weiter interessierten Schiedsrichternachwuchs.

 

Das alles passt ins neue Konzept „HBW Schiri AHEAD“. Warst Du bei der Konzeption auch schon beteiligt?

 

Nein. Im frühen Stadium der Erstellung hab ich mal was mitbekommen, aber aktiv war ich nicht an der Entwicklung beteiligt. Ich sehe da in einigen Punkten gewisse Ausgestaltungsmöglichkeiten, wie ich da in der Umsetzung weiter vorangehen möchte.

 

Kannst Du das neue Konzept in ein paar Sätzen erklären?

 

Die Grundidee ist, dass die Vereine für den regulären Vereinsspielbetrieb smart, online für ihre Kinder und Jugendlichen eine Schiedsrichterlizenz erhalten. Wir als Verband möchten in Zukunft mehr Zeit und Energie in die Schiedsrichter stecken, welche Leidenschaft und Spirit für die Pfeiferei mitbringen. Vereine, welche sich in die Schiedsrichterarbeit einbringen, sollen durch verschiedene Maßnahmen profitieren. Der J-Pool soll der starke Unterbau für dann zukünftig gute Schiedsrichter in den Erwachsenenligen sein.

 

Du bist jetzt als Leiter des J-Pools eingesetzt und bekommst da auch eine kleine Vergütung. Kannst Du mal Deinen Zeitaufwand beschreiben, für den Du da leistest?

 

In den letzten Wochen, als es um die Besetzung der ganzen Endrunden ging, sind da für die Organisation der Schiedsrichter und Beobachter sowie vor allem auch der Kommunikation mit verschiedensten Seiten täglich rund eineinhalb Stunden angefallen. Ansonsten ist es der Dauerbetrieb in der Kommunikation mit den J-Pool-Schiedsrichtern. Hier muss ich Informationen verbreiten und zum Beispiel Terminabfragen einstellen. Außerdem betreue ich auch den HBW-Kurs auf der DHB-Wabe, in dem Regelkunde unter anderem mit dem „Video der Woche“ betrieben wird.

 

Wie groß ist der neue J-Pool inzwischen?

 

Bei den vergangenen Endrunden waren 9 neue und 3 bestehende J-Pool-Schiedsrichter im Einsatz. Aktuell machen da rund 20 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in einer Alterspanne zwischen 13/14 und unter 25 Jahren mit. Viele sind aus dem Bereich U16/U18. Wir sind da von der Vereinsstruktur relativ gut gemischt. Da beteiligen sich große wie kleine Vereine quer durchs Land. Durch das neue Konzept werden vor allem die großen Vereine in die Pflicht genommen, da zukünftig mitzumachen.

 

Was sind die nächsten Schritte?

 

Das Konzept sieht ja nicht nur den Leiter eines J-Pools vor, sondern auch eine „Leitung Orgaprozesse“. Da suchen wir noch jemanden, um die Aufgaben aufteilen zu können. Außerdem suche ich aktuelle und ehemalige Schiedsrichter (gerne auch im Ruhestand), welche als SR-Coaches ihre Erfahrung an die Jugendlichen weitergeben können. Wir wollen noch größer werden, noch mehr Begeisterte finden. Das Ziel ist, regelmäßig Maßnahmen zu veranstalten. Für die kommende Hallensaison planen wir zwei Maßnahmen, um unsere Schiris weiter zu schulen, sie in Richtung süddeutsche Meisterschaften zu entwickeln. Wenn wir gut arbeiten, wird zwangsläufig schon bald wieder der ein oder andere HBW-Schiri in den DHB-Nachwuchs-Kader rutschen.

 

 

Interessenten am J-Pool, potenzielle SR-Coaches und neugierige für die Stelle „Leitung Orgaprozesse“ können sich direkt an Tristan Paus wenden: tristan.paus@hbw.hockey.de

Hier kann man sich das Konzept "HBW Schiri AHEAD" ansehen.

Konzept "HBW Schiri AHEAD"